#E1 - Maurice Genevoix, von Julien Larere-Genevoix - DE
„Er war unter ihnen“
Maurice Genevoix
„Er war unter ihnen“.
An diesem Sonntag, dem 17. September 1967, haben sich mehr als 5.000 Menschen versammelt: Veteranen, Offizielle, Fahnenträger, Pilger... Sie alle drängen sich vor dem Vorplatz des gerade fertiggestellten Gebäudes. Das Mémorial de Verdun steht kurz vor der Einweihung…
Hinter dem Rednerpult hat Maurice Genevoix seine Rede begonnen. Der Akademiker, Vorsitzende des Nationalen Komitees zur Erinnerung an Verdun (Comité National du Souvenir de Verdun) und Sprachrohr der Veteranen von 14-18, hält mit heiserer Stimme seine Ansprache. Aber während die Worte vor seinen Augen vorbeiziehen, ist der alte Mann nicht mehr wirklich da. Er ist wieder unter „ihnen“.
„Sie“, das sind seine Kameraden, „die von 1914“. Und sie erscheinen ihm wieder. Von jenem, den er kaum kannte und der bei der Schlacht an der Marne mitten im Sprung von einer Kugel niedergemacht wurde, bis zu Robert Porchon, seinem Waffenbruder und Freund. Alle sind sie da …
Und die schmerzhaften Erinnerungen stürmen auf ihn ein, wie die Horrornacht vom 20. auf den 21. Februar 1915 am Bergkamm Les Éparges, wo ihn die Verwundeten in Kälte und Regen anrufen und anflehen, er möge ihre Qualen lindern.
„Sie“, die nur wenige Stunden zuvor noch voller Leben waren, bevor sie von einer Granate schrecklich verstümmelt wurden.
Er durchlebt auch seinen eigenen Schmerz erneut, als er am 25. April 1915 unweit von Saint-Remy-la-Calonne, von wo aus ihn Sanitäter schwer verwundet hinter die Feuerlinie brachten.
Und heute, zwischen den Geistern seiner Kameraden und der generationenübergreifenden Menschenmenge schwankend, beendet dieser Überlebende seine Rede mit einer humanistischen Botschaft: "Jung und Alt, versöhnte Freunde und Feinde, mögen sie von diesem Ort tief in ihrem Inneren ein Menschenbild mitnehmen, das sie stützt und ihnen beisteht. Möge das Licht, das hier wacht, sie endlich zum Frieden führen"! Das Mémorial de Verdun war geboren...
Dreizehn Jahre später verfasste Maurice Genevoix sein letztes Werk mit dem Titel Trente mille jours (Dreißigtausend Tage), in dem er auf sein Leben zurückblickte. Von Sous Verdun, dem ersten Band von Ceux de 14, über seinen Goncourt-Preis für Raboliot im Jahr 1925 bis hin zu diesem letzten Titel hat der Schriftsteller insgesamt rund 60 Werke geschrieben. Die Verherrlichung des Lebens und der Natur stehen im Mittelpunkt seines Werks, in dem das Trauma des Krieges stets unterschwellig mitschwingt. Der junge Unterleutnant des 106. RI, der zum Zeitzeugen seines Jahrhunderts wurde, starb am 8. September 1980, wenige Wochen vor seinem 90.
#DestindeVerdun, ein Podcast, geschrieben und produziert vom Team des Mémorial de Verdun: Nicolas Czubak, Quentin Poulet und Charles Poisson.
Textadaption für Audio: Delphine Peresan-Roudil und Florence Guionneau-Joie
Sprecher: Veronika Beiweis
Produktion: FGJ/Art Expo - Postproduktion: Plissken Production - Aufnahme: Hope So Production
Maurice Genevoix
„Er war unter ihnen“.
An diesem Sonntag, dem 17. September 1967, haben sich mehr als 5.000 Menschen versammelt: Veteranen, Offizielle, Fahnenträger, Pilger... Sie alle drängen sich vor dem Vorplatz des gerade fertiggestellten Gebäudes. Das Mémorial de Verdun steht kurz vor der Einweihung…
Hinter dem Rednerpult hat Maurice Genevoix seine Rede begonnen. Der Akademiker, Vorsitzende des Nationalen Komitees zur Erinnerung an Verdun (Comité National du Souvenir de Verdun) und Sprachrohr der Veteranen von 14-18, hält mit heiserer Stimme seine Ansprache. Aber während die Worte vor seinen Augen vorbeiziehen, ist der alte Mann nicht mehr wirklich da. Er ist wieder unter „ihnen“.
„Sie“, das sind seine Kameraden, „die von 1914“. Und sie erscheinen ihm wieder. Von jenem, den er kaum kannte und der bei der Schlacht an der Marne mitten im Sprung von einer Kugel niedergemacht wurde, bis zu Robert Porchon, seinem Waffenbruder und Freund. Alle sind sie da …
Und die schmerzhaften Erinnerungen stürmen auf ihn ein, wie die Horrornacht vom 20. auf den 21. Februar 1915 am Bergkamm Les Éparges, wo ihn die Verwundeten in Kälte und Regen anrufen und anflehen, er möge ihre Qualen lindern.
„Sie“, die nur wenige Stunden zuvor noch voller Leben waren, bevor sie von einer Granate schrecklich verstümmelt wurden.
Er durchlebt auch seinen eigenen Schmerz erneut, als er am 25. April 1915 unweit von Saint-Remy-la-Calonne, von wo aus ihn Sanitäter schwer verwundet hinter die Feuerlinie brachten.
Und heute, zwischen den Geistern seiner Kameraden und der generationenübergreifenden Menschenmenge schwankend, beendet dieser Überlebende seine Rede mit einer humanistischen Botschaft: "Jung und Alt, versöhnte Freunde und Feinde, mögen sie von diesem Ort tief in ihrem Inneren ein Menschenbild mitnehmen, das sie stützt und ihnen beisteht. Möge das Licht, das hier wacht, sie endlich zum Frieden führen"! Das Mémorial de Verdun war geboren...
Dreizehn Jahre später verfasste Maurice Genevoix sein letztes Werk mit dem Titel Trente mille jours (Dreißigtausend Tage), in dem er auf sein Leben zurückblickte. Von Sous Verdun, dem ersten Band von Ceux de 14, über seinen Goncourt-Preis für Raboliot im Jahr 1925 bis hin zu diesem letzten Titel hat der Schriftsteller insgesamt rund 60 Werke geschrieben. Die Verherrlichung des Lebens und der Natur stehen im Mittelpunkt seines Werks, in dem das Trauma des Krieges stets unterschwellig mitschwingt. Der junge Unterleutnant des 106. RI, der zum Zeitzeugen seines Jahrhunderts wurde, starb am 8. September 1980, wenige Wochen vor seinem 90.
#DestindeVerdun, ein Podcast, geschrieben und produziert vom Team des Mémorial de Verdun: Nicolas Czubak, Quentin Poulet und Charles Poisson.
Textadaption für Audio: Delphine Peresan-Roudil und Florence Guionneau-Joie
Sprecher: Veronika Beiweis
Produktion: FGJ/Art Expo - Postproduktion: Plissken Production - Aufnahme: Hope So Production
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